Diesen Artikel habe ich ursprünglich als Gastbeitrag für Netzpolitik.org geschrieben.
Betreiber von Diskotheken wissen es genau: Die Wahl des richtigen Türstehers ist wichtig, damit sich keine Störenfriede einschleichen. Dasselbe könnte man auch von Routern behaupten, die als Schnittstelle zwischen Internet und Heimnetz dafür sorgen müssen, dass nur das die Tore passiert, was auch im Sinne des Besitzers ist. Und endlich, nach Jahren der gesetzlichen Unklarheit, bekommen wir mit dem Ende des Routerzwangs das Recht dazu, uns unseren stillen Türsteher frei auszusuchen.
Was die Süddeutsche Zeitung als „Unabhängigkeitstag für Internetnutzer“ bezeichnet, ist das offizielle Ende des Routerzwangs und das Inkrafttreten der Endgerätefreiheit am 1. August. Bisher konnten Internetanbieter (ISPs) in Deutschland bestimmen, welchen Router Kunden zur Verbindung mit dem Internet nutzen müssen. Nutzer hatten keinen Einfluss auf diese Entscheidung. Das ändert sich nun. Aber wir müssen sicherstellen, dass alle Kunden über diese neuen Rechte Bescheid wissen, und gleichzeitig überprüfen, ob ISPs die neuen Regeln befolgen.
Wie bei einem Türsteher sollte man auch dem Router vertrauen können, denn über ihn läuft jeglicher Internetverkehr, also etwa alle E-Mails, Downloads und häufig auch Telefongespräche. Zwangsrouter fallen oft negativ mit kritischen Sicherheitslücken auf, die Nutzer aus technischen oder rechtlichen Gründen nicht selbst beheben können. Sie sind auch dafür bekannt, zu einigen Netzwerkgeräten oder Standards wie IPv6 inkompatibel zu sein oder nur eine geringe Anzahl wichtiger Funktionen zu unterstützen.
Um nun den Providern auf die Finger zu schauen, wenn es um die Umsetzung des seit 2013 heiß umkämpften Gesetzes geht, bittet die Free Software Foundation Europe (FSFE) um Erfahrungsberichte von Internetnutzern, die vom 1. August an ein eigenes Gerät an der Telefon- bzw. Kabeldose betreiben. Dazu stellt sie eine Wiki-Seite zur Verfügung, auf der Informationen und Nutzerberichte gesammelt werden. Vor allem für Kabelanschlüsse, für die bisher nur wenige Modelle auf dem Markt erhältlich sind, stellt die FSFE auch einige Testgeräte bereit.
Aufgrund von Erfahrungen, die wir in in der Vergangenheit gemacht haben, müssen wir davon ausgehen, dass einige ISPs darauf setzen werden, ihre Kunden zur Nutzung ihres jeweiligen Standardrouters zu zwingen. Unitymedia etwa erfordert eine telefonische Registrierung des neuen Gerätes, vorstellbar ist auch der Ausschluss von Bestandskunden von dem neuen Recht oder die Verweigerung des Supports.
Die FSFE möchte sicherstellen, dass solches Fehlverhalten öffentlich gemacht wird und dafür brauchen wir deine Hilfe. Wenn du Kunde eines deutschen Internetanbieters bist, bitten wir dich, dein neues Recht auszuüben und ein alternatives Gerät zu verwenden – idealerweise eines mit einer Firmware, die Freie Software ist.
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